Frieden III

Vorwort

1. Dieses Heft ist – wie seine Vorgänger Kurze Texte zum Frieden (2014) und Frieden im 21. Jahrhundert (2015) – eine Anthologie.
Sie verdankt ihr Entstehen einem Mitteilungsbedürfnis. Wie ist es möglich, dass wir – ich! – die Bulle „Sublimis Deus“ von Papst Pauls III. aus dem Jahr 1537 nicht kennen, die ohne Wenn und Aber die Sklaverei verbietet? Der Briand-Kellogg-Pakt von 1928 untersagt ebenso unmissverständlich den Krieg. Die UN-Charta geht mit ihrem Gewaltverbot noch einen Schritt weiter. Wir haben diese Rechtsnormen nicht hinreichend verinnerlicht. Führen wir sie uns also immer wieder vor Augen!
Auch stieß ich auf klassische und neuere Werke, die mir aus dem Herzen sprechen:

  • Dante Alighieri: Monarchia (1317; übersetzt von Ruedi Imbach, eingeleitet von R. Imbach und Christoph Flüeler 1989 – Stuttgart 2007)
  • Thomas Morus: Utopia (1517; übersetzt von Gerhard Ritter 1922 – Stuttgart 2016)
  • Martin Neumann: Bartolomé de Las Casas. Die unglaubliche Geschichte von der Entdeckung der NeuenWelt (Freiburg i. Br. 1990)
  • Rafael Rosenzweig: Das Streben nach Sicherheit (Marburg 1998)
  • Kishore Mahbubani: The Great Convergence. Asia, the West, and the Logic of OneWorld (New York 2013)
  • Savigny global (1814–2014), Hg. Stephan Meder: Vom ›Beruf unsrer Zeit‹ zum transnationalen Recht des 21. Jahrhunderts (Göttingen 2016)
  • Heinz Schilling: 1517. Weltgeschichte eines Jahres (München 2. Auflage 2017)

2. Dante Alighieris Werk ist verblüffend aktuell, sowohl seine rationale Argumentation als auch sein Menschenbild. Thomas Morus und Las Casas waren beide ebenso tatkräftige Gestalter wie brillante Intellektuelle. Dies gilt auch für den Landwirt und Ökonom Rafael Rosenzweig (er ist der 1939 nach Israel eingewanderten Sohn von Franz Rosenzweig) sowie für Kishore Mahbubani, Autor, Hochschullehrer und Diplomat aus Singapur, den die Financial Times in ihrem jährlich ‚Ranking’ schon mehrfach zu den 100 wichtigsten Denkern unserer Zeit gezählt hat. Stephan Meder und Heinz Schilling faszinieren mich mit ihren aus dem Fundus unseres Herkommens schöpfenden, in die tieferen Schichten vordringenden und in die Zukunft weisenden Einsichten, die ich ganz am Ende knapp streife.

3. Angst entsteht aus fehlender Sicherheit. Kommt das Gefühl von Minderwertigkeit hinzu, wird sie oft zu einer Petri-Schale für Hass. Hass äußert sich in Gewalt. Menschenbild und Hoffen auf eine bessere Zukunft hängen zusammen. Homo homini homo! Menschenwürde und Menschenrechte, Solidarität und Kooperation, die „vielen Frieden“ (Wolfgang Dietrich) bedingen einander. Menschen erträumen sich von jeher eine bessere Welt, zunehmend eine bessere Welt im Diesseits. Wer glaubt, diesen Traum realistischerweise auf die eigene Gruppe beschränken zu müssen – auf die Kaste oder Klasse, Konfession oder Religion, Nation oder Rasse – verkennt zum einen, was uns Menschen eint und zum anderen, was unserer Zeit not tut und was in unserer Zeit möglich (geworden) ist.

4. Das Heft ist auch ein Bilderbuch. Die Fotografien von Susanne Zouyène stehen für sich – ohne die jeweiligen Textseiten zu illustrieren. Vorausgegangen war das vom selben Team gestaltete Heft: Texte über Gott und die Welt vermischt mit Bildern von Mechthild Motsch von Freydorf, Bonn 2017. Es bereitete uns und anderen solche Freude, dass wir uns wünschten, auch hier die Schrift durch Bilder sowohl zu bereichern als auch zu unterbrechen. Wieder danke ich Susanne Zouyène und Ylva Schuberth herzlich für die nun schon so oft bewährte und so gut eingespielte Zusammenarbeit.

Bonn, im Juli 2017
Richard Motsch

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